Reportage
DER 01.11
in Ausnahmezustand
Ich möchte aus meiner Sicht - als gebürtige Polin - vom 1. November erzählen, ein Tag, der sehr stark zur polnischen Tradition und zum Lebensstil der Polen gehört.
Am 1. November gehen die Leute zu den Friedhöfen um Verstorbenen, Familienangehörigen und Freunden Ehre und Wertschätzung zu erweisen. Gräber werden mit vielen Blumen geschmückt und Kerzen als Symbol des Andenkens angezündet. Es wird für die Seelen der Verstorbenen gebetet.
Seit den Zeiten des Kommunismus, nennt man den 1. November in Polen "das Fest der Toten“. Man wollte diesem Fest damals unbedingt einen weltlichen Charakter geben. Daher feierten diesen Tag alle, die Ungläubigen, die Gläubigen anderer Religionen und die Christen. Massen von Menschen besuchten aus diesem Grund die Friedhöfe. Zusätzliche Bus- und Straßenbahnlinien wurden und werden eingesetzt, außerdem neue Parkplätze errichtet. Die Polizei arbeitet auf Hochtouren, um den Verkehr auf den Straßen zu regen.
Schon Tage davor bereiten sich die Leute auf diesen Feiertag vor, besuchen die Friedhöfe, um die Gräber der Angehörigen zu reinigen, sie mit Fichtenzweigen und Pflanzen zu schmücken. Es wird kein Familiengrab ausgelassen.
Ich lebe seit 30 Jahren im Ausland. In den Städten, in denen ich bisher war - Berlin, München, Wien, London feierte man diesen Tag nicht annähernd so wie in Polen. Diese Zeiten sind stark in meiner Erinnerung verankert.